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«Überfachliche Kompetenzen sollten eng mit den Fachinhalten verknüpft werden»

Der hep Verlag bietet mit seinem neuen Projekt einen Vorschlag, wie überfachliche Kompetenzen gezielt im Unterricht gefördert und eingeschätzt werden können. Motivation genug für Franziska Bühlmann und Claudia Zimmerli-Rüetschi von der Professur für Lehren, Lernen und Entwicklung am Institut Sekundarstufe der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz, den hep Verlag bei der Umsetzung des Projektes mit ihrer Fachexpertise zu unterstützen.

Wie sieht eine sinnvolle und nachhaltige Förderung der überfachlichen Kompetenzen im Unterricht aus?

Franziska Bühlmann: Überfachliche Kompetenzen (üfK) können sich dann am besten entwickeln, wenn sie gezielt und nicht beiläufig gefördert werden. Das bedeutet, sie werden ähnlich wie Fachinhalte eingeführt und das entsprechende Wissen wird aufgebaut oder gegebenenfalls in Erinnerung gerufen. Anschliessend braucht es Situationen, in denen diese üfK geübt werden können, damit der Übergang vom Wissen zum Können gelingt. Beispielsweise kann im Unterricht erarbeitet werden, wie sich Gefühle mithilfe von Ich-Botschaften erfolgreich ausdrücken lassen. Durch verschiedene Übungen lernen die Schüler*innen, diese Kommunikationsform insbesondere auch in Konfliktsituationen anzuwenden. Wenn ihnen schliesslich gelingt, Konflikte auf dem Pausenplatz mithilfe von Ich-Botschaften zu lösen, zeigt sich, dass der Transfer vom Können zum Wollen gelungen ist.

Claudia Zimmerli-Rüetschi: ÜfK sollten zudem eng mit den Fachinhalten verknüpft werden, da sie die Grundlage für erfolgreiches fachliches Lernen bilden. Ein anschauliches Beispiel ist der Umgang mit Lernstrategien: Erst wenn Schüler*innen solche Strategien kennen und anwenden können, sind sie überhaupt in der Lage, Aufgaben zu bewältigen und sich fachlich weiterzuentwickeln.

Dr. Franziska Bühlmann Dozentin für Erziehungswissenschaften an der Professur für Lehren, Lernen und Entwicklung am Institut Sekundarstufe I und II der PH FHNW.

Claudia Zimmerli-Rüetschi Dozentin für Erziehungswissenschaften an der Professur für Lehren, Lernen und Entwicklung am Institut Sekundarstufe I und II der PH FHNW und Lehrbeauftragte im Studiengang «Master of Educational Sciences» am Institut für Bildungswissenschaften der Universität Basel.

Wie kann eine Lehrperson den Kompetenzstand und Förderbedarf der Schüler*innen feststellen und kommunizieren und inwiefern unterstützt sie dabei die Plattform?

Claudia Zimmerli-Rüetschi: Es ist empfehlenswert, gemeinsam mit den Schüler*innen im Vorfeld der Fördereinheit die Indikatoren (Kriterien) für das Erreichen einer überfachlichen Kompetenz zu besprechen oder sogar gemeinsam zu entwickeln. So entsteht von Anfang an gleichzeitig auch ein Dialog darüber, was überhaupt unter der jeweiligen üfK zu verstehen ist und welche Erwartungen damit verbunden sind. Tools wie das vom hep Verlag und Menon Skills ermöglichen es, gezielt Lernspuren zu sammeln, um anschliessend den aktuellen Lernstand sichtbar zu machen.

Franziska Bühlmann: Es geht also nicht darum, Noten zu setzen, sondern den Lernstand sichtbar zu machen und sich einer fundierten Einschätzung anzunähern. Dadurch erhalten Lehrpersonen einen Überblick, wo die Schüler*innen stehen, und haben damit eine gute Grundlage, um den eigenen Unterricht weiterzuentwickeln. Gleichzeitig liegen gesammelte Lernspuren vor, die als Ausgangspunkt für den Austausch mit den Schüler*innen, ihren Erziehungsberechtigten und dem Fachteam dienen – um Stärken und Entwicklungsbedarf zu thematisieren und nächste Schritte gemeinsam zu gestalten. Das Tool von Menon Skills und hep Verlag bietet hierzu ansprechende und übersichtliche Grafiken, die die Lernstandserfassung visuell unterstützen.

Der hep Verlag entwickelt derzeit ein digitales Angebot für Lehrpersonen der Zyklen 1 bis 3, mit dem überfachliche Kompetenzen im Fachunterricht direkt gefördert und eingeschätzt werden können.